Drei Fragen, Neun Antworten
Ein Artikel aus dem carl 03|2025
von Frank Frick
Was macht eigentlich ...?
Maximilian Benz war im Jahr 2020 Doktorand am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und erhielt den Förderpreis für seinen Beitrag an der Entwicklung einer miniaturisierten Plattform, mit der sich Arzneistoff-Kandidaten parallelisiert herstellen und testen lassen.
Diese Technologie bildet die Basis für die KIT-Ausgründung Aquarray, bei der Benz nach seiner Promotion als Entwicklungs- und Marketingleiter arbeitete. Ende 2021 trat er in den BASF-Konzern ein. Seitdem führt er in Ludwigshafen ein Laborteam und entwickelt superabsorbierende Polymere.
carl: Was hat der Carl-ROTH-Förderpreis für Ihren beruflichen Lebensweg bedeutet?
Halli: Der Preis half mir wohl, ein Stipendium der Evonik Stiftung für meine Promotion zu erhalten. Durch ihn konnte ich mich von den anderen Bewerberinnen und Bewerbern abheben. Der Förderpreis und das Stipendium wiederum trugen später vermutlich dazu bei, dass meine Bewerbung bei Evonik erfolgreich war.
Volz: Für mich und das Start-up-Unternehmen CYNORA war der Erhalt des Förderpreises eine große Anerkennung. Beim Wechsel zur Unternehmensberatung McKinsey war der Förderpreis-Gewinn sicher ein Faktor dafür, dass meine Bewerbung erfolgreich war. Schließlich kam ich nicht von einer renommierten Wirtschaftsuniversität und hatte daher kein typisches Profil.
Benz: Der Förderpreis in der Endphase meiner Promotion gab mir das gute Gefühl, etwas geleistet zu haben, das wertgeschätzt wird. Bei Vorstellungsgesprächen war er ein guter Anknüpfungspunkt.
carl: Sie alle arbeiten nicht mehr auf dem Gebiet, für das Sie den Förderpreis erhalten haben. Warum?
Halli: Man könnte tatsächlich meinen, meine jetzige Arbeit habe nichts mit der zu tun, für die ich den Förderpreis erhielt. Doch es gibt Gemeinsamkeiten auf der Ebene der Chemie, beispielsweise spielen jeweils Imine eine wichtige Rolle. Aufbauend auf meinem Promotionsstudium konnte ich bei Evonik in die Welt der Verfahrensentwicklung und -verbesserung eintauchen und meinen Beitrag dazu leisten, den Prozess noch nachhaltiger zu gestalten.
Volz: Bei CYNORA war ich sozusagen der erste Nicht-Gründer, hätte also nicht von Eigentumsanteilen profitiert, wenn das Start-up ein Milliarden-Unternehmen geworden wäre. Ich bewarb mich dann bei McKinsey, um Karriere zu machen und etwas gänzlich Neues zu lernen. Schon während meines Studiums und meiner wissenschaftlichen Arbeit habe ich immer links und rechts geschaut. Bei McKinsey kam ich mit dem Thema meiner aktuellen Tätigkeit in Kontakt, dem Quantencomputing. Unternehmen wandten sich mit Beratungsbedarf dorthin, nachdem IBM 2016 den ersten Quantenprozessor zur allgemeinen Nutzung in die Cloud gestellt hatte.
Benz: Bei Aquarray, meiner ersten beruflichen Station, ging es thematisch um das Gleiche wie während meiner Promotion. Das kleine Unternehmen war noch sehr eng mit dem KIT verbunden, wo ich studiert und viele Jahre verbracht habe. Ich bin dann zu BASF gegangen, um einen neuen Blick zu gewinnen und etwas anderes zu tun. Mich reizte die Arbeit für ein etabliertes, großes Industrieunternehmen.
carl: Ist Nachhaltigkeit – ein wichtiger Aspekt beim Förderpreis – in ihrem beruflichen Alltag bedeutsam?
Halli: Das Evonik-Verfahren zur Produktion von Propylenoxid, einem Kunststoffvorprodukt, erzeugt weniger Abfall und hat einen kleineren CO2-Fußabdruck als herkömmliche Verfahren. Es ist befriedigend zu sehen, dass unsere Arbeit etwas zum nachhaltigen Wirtschaften beiträgt: Verbessern wir beispielsweise die Selektivität unseres Katalysators um ein Prozent, so kann das weltweit viele Tonnen CO2-Emissionen vermeiden.
Volz: Quantencomputer sind eine nachhaltige Technologie, da sie energieeffizienter als herkömmliche Computer sind. Zudem bin ich überzeugt, dass wir durch ihren Einsatz beispielsweise bei Batteriematerialien oder bei der Nutzung von CO2 als Rohstoff Durchbrüche erzielen werden.
Benz: Nachhaltigkeit ist für BASF ein großes Thema und spielt auch für mich eine Rolle, etwa beim Recycling von Polymeren und bei der Auswahl ökologisch nachhaltiger Rohstoffe.
carl: Frau Halli, Herr Volz, Herr Benz, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Bildnachweise: Polar Studio Photostudio / Christian Buck (Fotograph) / Maximilian Benz
Preiswürdige Themen der Jahre 2014 bis 2024
In den Jahren 2022, 2023 und 2024 wurde der Preis, wie zuvor 2014, 2016 und 2019, an junge Forschende zu Themen moderner, umweltschonender Katalyseverfahren und Katalysatoren verliehen. 2015, 2017, 2018 und 2020 wurden herausragende Forschungsarbeiten zu Chip-on-Synthesen, Polymermaterialien, ionischen Flüssigkeiten und organischen Leuchtdioden geehrt. 2021 fand coronabedingt keine Preisverleihung statt.