Was sind Chemikalienschutzhandschuhe?
Chemikalienschutzhandschuhe sind speziell entwickelte Handschuhe, die die Haut des Trägers vor schädlichen Chemikalien schützen. Sie bestehen aus unterschiedlichen Materialien oder Materialmischungen, wie zum Beispiel Nitril-, Vinyl-, Fluor-, Chloropren-, Butylkautschuk, Neopren, Naturkautschuk (Latex), HDPE (High Density Polyethylen), PVA (Polyvinylalkohol), PVC (Polyvinylchlorid). Die Wahl des Materials hängt von der Art der Chemikalie ab, mit der der Handschuh in Kontakt kommen soll, sowie von der Art und Dauer der Exposition.
Chemikalienschutzhandschuhe können aus einer einzigen Materialschicht bestehen oder aus einem Trägermaterial mit einer Beschichtung aus beispielsweise Nitrilkautschuk, Neopren oder PVA (Polyvinylalkohol).
Die Handschuhe sollten eng anliegen und dürfen keine Löcher oder Risse aufweisen, um ein Eindringen der schädlichen Stoffe zu verhindern. Sie sind in verschiedenen Größen und Dicken erhältlich, um eine bequeme Passform und ausreichenden Schutz zu gewährleisten.
Einsatzgebiete für Chemikalienschutzhandschuhe sind vor allem Laboratorien in der Grundlagenforschung, die pharmazeutische, chemische und Lebensmittelindustrie sowie viele andere Industriezweige.
Chemikalienschutzhandschuhe sind in der Praxis oft auch mechanischen und thermischen Beanspruchungen ausgesetzt. Dafür müssen die Handschuhe, je nach Anwendungsfall, ein bestimmtes Maß an Stoßfestigkeit, Schnittfestigkeit, Durchstichfestigkeit, Abriebfestigkeit oder Brandfestigkeit aufweisen. Verschiedene Schutzstufen (Level) geben darüber Auskunft, welchen Grad der Festigkeit ein Handschuhmodell erreicht. Vor Kontaktwärme und Kontaktkälte schützt eine Schaumisolierung im Material.
Welches Handschuhmaterial für welche Chemikalie?
Das ist nicht ganz einfach. Eine Übersicht zur Beständigkeit unserer Chemikalienschutzhandschuhe gegen unterschiedliche Substanzen finden Sie rechts oben auf unserer Webseite unter Downloads / Technische Informationen.
Eine fundierte Auswahlhilfe und weiterführende Informationen bietet die Webseite des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGU).
Kennzeichnung und Normen
Chemikalienschutzhandschuhe müssen bestimmte Zertifizierungen aufweisen, denn sie gehören zur höchsten Schutzkategorie III gemäß Verordnung (EU) 2016/425 über persönliche Schutzausrüstung (PSA-Verordnung). Um die notwendige CE-Kennzeichnung zu erhalten, muss der Hersteller die Schutzwirkung vor den angegebenen Gefahren jährlich vor einer notifizierten Prüfstelle nachweisen.
Die fünfteilige Norm EN ISO 374 beinhaltet die Anforderungen, Prüfverfahren und Kennzeichnungspflicht für Schutzhandschuhe gegen gefährliche Chemikalien und Mikroorganismen. Die entsprechenden Piktogramme und Kodierungen sind auf jedem Handschuh abzubilden.
Teil 1: EN ISO 374-1 enthält allgemeine Anforderungen für chemische Risiken. Sie gilt in Verbindung mit der Grundnorm EN-420 für Schutzhandschuhe. Chemikalienschutzhandschuhe werden gegen mindestens sechs, drei oder eine von 18 Referenzchemikalien aus verschiedenen Substanzklassen geprüft. Bei Angabe der Norm kodieren die Buchstaben in Klammern, gegen welche der 18 Chemikalien die Prüfung erfolgt ist, z. B. EN ISO 374-1/Typ A (KLNOPT) oder EN ISO 374-1/Typ B (BIK).
Teil 2: EN ISO 374-2 betrifft die Materialdichtheit. Es geht um die Prüfung des Widerstands gegen Penetration sowie die Prüfung auf Lecks.
Teil 3: Die Norm EN 16523-1 ersetzt die frühere EN ISO 374-3. Gegenstand ist die Prüfung des Widerstands gegen Permeation, also die Durchdringung des Handschuhmaterials auf molekularer Ebene bei einem Langzeitkontakt mit Chemikalien.
Teil 4: EN ISO 374-4 legt Messverfahren zur Bestimmung des Widerstands gegen Degradation durch Chemikalien fest. Dies betrifft z. B. Materialveränderungen wie Quellung, Festigkeitsverlust und Versprödung.
Teil 5: EN ISO 374-5 enthält Anforderungen an Schutzhandschuhe bei Risiken durch Mikroorganismen (Bakterien, Pilze und Viren).
Die Norm EN 388 definiert die Anforderungen für den Schutz gegen mechanische Risiken.
Der AQL-Wert (Accepted Quality Level) beschreibt die maximal akzeptable Fehleranzahl in einer Probe. Je kleiner dieser Wert ist, umso höher ist die Produktqualität. Der AQL-Wert resultiert aus Stichprobenkontrollen in den Produktionschargen, gemäß EN ISO 374-2 und ISO 2859.
Varianten und Ausführungen
Chemikalienschutzhandschuhe von Carl ROTH sind in den Größen 7 bis 11 bzw. S bis XL erhältlich. Es gibt sie in unterschiedlichen Längen von 290 mm bis 815 mm und in verschiedenen Wandstärken von 0,062 mm bis 1,3 mm. Zur Auswahl stehen beidhändig verwendbare und handspezifische Modelle, puderfreie und gepuderte. Bestimmte Varianten sind lebensmittelgeeignet. Manche Ausführungen sind innen velourisiert, z. B. mit Baumwolle, oder auch naturlatexfrei.
Carl ROTH hat folgende Hersteller im Programm:
• Ansell
• Honeywell Safety
• KCL by Honeywell
• MaiMed
• SHOWA
• UVEX
Als Marken sind vertreten:
• AlphaTec®
• Butoject®
• Camapren®
• Camatril®
• Lapren®
• MaiMed®
• NitroPren®
• Solvex®
• Tricopren®
• Tricotril®
• Vitoject®